Nicht einmal jeder zweite Verbraucher kann erklären, was künstliche Intelligenz ist. Trotzdem wird diese Technologie in der Medizin positiv bewertet, während sich die Kunden im Handel und bei Banken eher septisch dazu äußern.
Dem Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) im Gesundheitswesen stehen Verbraucher positiv gegenüber. Das geht aus einer aktuellen Studie hervor, die der Softwarehersteller SAS mit 500 Umfrageteilnehmern aus den USA durchgeführt hat. Dazu wurden den Befragten verschiedene KI-Szenarien aufgezeigt. Das Ergebnis: Ein großer Teil der Verbraucher hat kaum Bedenken beim Einsatz von KI im Gesundheitswesen. Die schlechte Nachricht: Anders sieht es im Bankensektor und im Handel aus. Nur 34 Prozent befürworten beispielsweise, dass sie finanzielle Beratung auf Basis von KI erhalten.
In der Medizin haben Verbraucher kaum Bedenken
Laut der Umfrage wurden KI-Technologien, die Mediziner in der Patientenversorgung unterstützen, gut bewertet. 47 Prozent haben keine Bedenken, wenn KI im Operationssaal assistiert. Allerdings zeigen sich Altersunterschiede: Mehr als die Hälfte der über 40-Jährigen sind damit einverstanden, bei den unter 40-Jährigen sind es nur 40 Prozent. Die Bereitschaft, Daten aus Wearables zur Verfügung zu stellen, ist deutlich höher: Sechs von zehn Befragten (61 Prozent) haben keine Bedenken, wenn ihr Arzt Informationen zum Beispiel aus der Apple Watch oder aus Fitbit nutzt, um ihren Lebensstil zu bewerten und daraus Empfehlungen abzuleiten.
Be Banken wird die Betrugserkennung akzeptiert
Geht es um das Thema Geld, schwindet das Vertrauen in künstliche Intelligenz deutlich. Kunden mögen es nicht, wenn eine Bank derartige Technologie nutzt, um mit ihnen in Kontakt zu treten. Den meisten Unmut der Verbraucher erregt es, wenn die Bank mittels KI auf die Bonitätshistorie des Kunden zugreift, um ihm eine Empfehlung für eine Kreditkarte zu geben. Wird künstliche Intelligenz hingegen eingesetzt wird, um Betrügereien auf die Spur zu kommen, haben die Verbraucher weniger Bedenken: 59 Prozent sind damit einverstanden.
Standortdaten wollen nur wenige Kunden preisgeben
Am schlechtesten in der Verbraucherbewertung schneidet der Einsatz künstlicher Intelligenz im Handel ab: Lediglich 44 Prozent der Verbraucher sind damit einverstanden, ihren Standort für ein personalisiertes Einkaufserlebnis zu teilen. Lediglich 36 Prozent finden es in Ordnung, über ihre Smartphones Zahlungsdetails in Geschäften ohne Kassen preiszugeben. Bei der Frage, ob Online-Händler Informationen zur Einkaufshistorie nutzen sollten, um neue Produktempfehlungen zu geben, ist die Verteilung annähernd gleichmäßig: 49 Prozent haben keine Bedenken, 51 Prozent dagegen schon.
Beim Datenschutz dominiert die Skepsis
Ein Grund für die Zurückhaltung in Sachen künstlicher Intelligenz könnte sein, dass Verbraucher dabei die menschliche Interaktion vermissen. Etwas weniger als die Hälfte der Befragten (47 Prozent) hat kein Problem mit Unternehmen, die KI in Geschäftsbeziehungen einsetzen. Hinzu kommt, dass lediglich 44 Prozent der Befragten einem Freund oder Kollegen das Konzept von KI erklären könnten. Der Datenschutz ist den Teilnehmern sehr wichtig, wie die Umfrage zeigt: Lediglich ein Drittel der Befragten (35 Prozent) ist zuversichtlich, dass ihre persönlichen Daten, die für KI genutzt werden, sicher aufgehoben sind. Die Befragten unter 40 Jahren sind zuversichtlicher (42 Prozent) als ältere Verbraucher (31 Prozent).
„Künstliche Intelligenz empfinden Verbraucher positiv, wenn für sie dadurch Vorteile entstehen“, erklärt David Tareen, Marketing Manager für KI bei SAS. „Hat künstliche Intelligenz einen handfesten Nutzen – wie etwa im Gesundheitssektor – stößt deren Anwendung auf geringere Vorbehalte. Oft führt allerdings auch Unwissenheit dazu, dass Menschen diese Technologie negativ bewerten oder sogar fürchten.“ Jürgen Frisch