Die Mehrheit der von der DSAG befragten SAP-Anwender setzt auf S/4HANA On Premise. Knapp die Hälfte steht aber der Cloud positiv gegenüber, ein weiteres Viertel neutral. Herausforderungen zeigen sich bei Lizenzmodellen und -kosten
Die Verbreitung von SAP S/4HANA nimmt weiter zu. Das zeigt eine gemeinsame Umfrage der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe e. V. (DSAG) und der Americas´ SAP Users´ Group (ASUG) vom April und Mai dieses Jahres. Bei den DSAG-Mitgliedern dominiert der On-Premise-Ansatz für SAP S/4HANA im direkten Vergleich deutlich. Einigkeit herrscht beim Thema Lizenzmodelle und -kosten, das alle Befragten als größte Herausforderung bei der Nutzung von Cloud-Diensten ansehen. Das Angebot von RISE with SAP halten 24 Prozent der ASUG-Mitglieder für sehr und eher werthaltig gegenüber zwölf Prozent der DSAG-Mitglieder.
Für die Umfrage haben DSAG und ASUG 172 Anwenderunternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz und 271 Unternehmen Nordamerika befragt. Die DSAG-Mitglieder kommen zu 13 Prozent aus dem Bereich Industrial Manufacturing, Machinery and Components sowie den Professional Services, gefolgt von acht Prozent aus dem Public Sector. Die von der ASUG befragten Unternehmen kommen zu elf Prozent aus dem Bereich Consumer Products, gefolgt von acht Prozent aus dem Bereich Government, sowie Chemical und Education and Research mit jeweils sieben Prozent.
Ein Viertel der Befragten hat SAP S/4HANA im Betrieb
Jeweils 24 Prozent der teilnehmenden ASUG- und DSAG-Mitglieder geben an, mit SAP S/4HANA live zu sein, weitere 21 Prozent (ASUG) beziehungsweise 20 Prozent (DSAG) sind aktuell im Transformationsprozess. 37 Prozent der DSAG-Mitglieder (ASUG 30 Prozent) planen ein entsprechendes Projekt, sind jedoch noch nicht gestartet. Von den Unternehmen, die hier eine Angabe gemacht haben, setzen mehr als doppelt so viele DSAG-Mitglieder (57 Prozent) als ASUG-Mitglieder (27 Prozent) SAP S/4HANA On-Premise ein oder planen dies zu tun. Bei den Cloud-Umgebungen ist der Private-Cloud-Ansatz mit 23 Prozent (DSAG) bzw. 24 Prozent (ASUG) nahezu identisch. Auf eine Managed Cloud vertrauen zwölf Prozent (DSAG) beziehungsweise 19 Prozent (ASUG). SAP S/4HANA in der Public Cloud spielt hingegen bisher noch eine eher untergeordnete Rolle.
Die generelle Einstellung zur Cloud ist bei 74 Prozent der ASUG-Mitglieder „etwas positiv“ bis „sehr positiv“. Bei den DSAG-Mitgliedern teilen diese Einschätzung lediglich 46 Prozent. „Die Zustimmung für Cloud-Lösungen nimmt im DACH-Raum weiter zu, wenn auch nicht in dem Maße wie bei der Amerikanischen SAP Users´ Group“, kommentiert Jens Hungershausen, Vorstandsvorsitzender der DSAG. „Das könnte mit den Vorbehalten vieler Unternehmen im DACH-Raum zusammenhängen, sensible Firmendaten in die Cloud zu stellen. Hier braucht es noch tragfähige Konzepte und Überzeugungsarbeit.“
In den USA liegt die Cloud-Zufriedenheit höher
Bei den Erfahrungen mit Cloud-Lösungen sind 57 Prozent der ASUG-Mitglieder „eher zufrieden“ oder sogar „sehr zufrieden“ mit Lösungen im SAP-Bereich. Bei den DSAG-Mitglieder vermelden lediglich 30 Prozent eine derartige Zufriedenheit. „Eher negativ“ beziehungsweise „sehr negativ“ eingestellt sind 21 Prozent der DSAG-Mitglieder und fünf Prozent der ASUG-Mitglieder. Im Non-SAP-Bereich sind es hingegen 65 Prozent (ASUG) beziehungsweise 60 Prozent (DSAG), die eher beziehungsweise sehr zufrieden mit den eingesetzten Cloud-Lösungen sind. „Eher negativ“ und „sehr negativ“ eingestellt zeigen sich lediglich zwei Prozent der befragten ASUG-Mitglieder und sieben Prozent der DSAG-Mitglieder. „Dass lediglich rund ein Drittel der DSAG-Mitglieder mit Cloud-Lösungen im SAP-Bereich zufrieden ist, aber 60 Prozent mit Cloud-Lösungen im Non-SAP-Bereich, hat uns überrascht“, erläutert Hungershausen. „Dieses Ergebnis zeigt, dass SAP offensichtlich wichtige Themen wie Integration, Lizenzen und Sicherheit noch nicht zufriedenstellend gelöst hat. Anbieter im Non-SAP-Bereich sind hier wohl deutlich weiter.“
Lizenzmodelle und -kosten sind eine Herausforderung
Die größte Herausforderung bei der Nutzung von Cloud-Diensten sehen beide Anwendergruppen (DSAG: 72 Prozent, ASUG: 41 Prozent) beim Thema Lizenzmodelle und -kosten – gefolgt von Datenschutz und Informationssicherheit (DSAG: 53, ASUG: 25 Prozent) und der fehlenden Integration (DSAG: 41, ASUG: 15 Prozent). „Das zeigt, wie wichtig beim Thema Lizenzen der einfache Zugang zu Cloud-Diensten und deren Preis- und Leistungsbeschreibungen sind. Diese Bedeutung wird aufgrund der vielen unterschiedlichen Metriken in den Produkten und den Abhängigkeiten von Cloud-Services untereinander weiter zunehmen“, fasst Thomas Henzler, DSAG-Fachvorstand Lizenzen und Wartung, diese Werte zusammen.
Die Cloud-Initiative RISE with SAP halten 24 Prozent der ASUG-Mitglieder und zwölf Prozent der DSAG-Mitglieder für „eher werthaltig“ bis „sehr werthaltig“. 39 Prozent der deutschsprachigen Anwender der Meinung, RISE with SAP sei „nicht sehr werthaltig“ beziehungsweise „gar nicht werthaltig) (ASUG: elf Prozent). Während immerhin 37 Prozent der ASUG-Mitglieder es für „eher wahrscheinlich“ bis „sehr wahrscheinlich“ halten, RISE with SAP in Betracht zu ziehen, sind es zum Zeitpunkt der Befragung lediglich zehn Prozent der DSAG-Mitglieder. „SAP muss den Mehrwert und das damit verbundene Transformationspotenzial von RISE with SAP noch viel deutlicher vermitteln“, kommentiert DSAG-Fachvorständin Transformation Christine Tussing „Nur wer diesen Wertbeitrag als Bestandteil seiner Unternehmenstransformation erkennt, wird den Weg auch mit RISE with SAP gestalten“. Geoff Scott, CEO der Americas´ SAP Users´ Group ergänzt: „Die Ergebnisse geben einen Einblick in den Bekanntheitsgrad von RISE with SAP. Sie werden SAP als wertvolles und umsetzbares Kundenfeedback dienen, um die Art und Weise zu verbessern, wie RISE with SAP und Cloud-Lösungen für alle SAP-Kunden entwickelt, integriert und bereitgestellt werden.“
RISE with SAP trifft auch unterschiedliches Vertrauen
Während beide Anwendergruppen SAP generell für „eher vertrauenswürdig“ beziehungsweise „sehr vertrauenswürdig“ halten (ASUG: 80; DSAG: 72 Prozent), fällt das Vertrauen, dass die Walldorfer bei RISE with SAP die Erwartungen zu erfüllen, sehr unterschiedlich aus. 58 Prozent der ASUG-Teilnehmer, aber nur 26 Prozent der DSAG-Teilnehmer vertrauen SAP hier „sehr“ und „etwas“. 35 Prozent der befragten deutschsprachigen Mitglieder haben in Bezug auf RISE with SAP „eher weniger“ beziehungsweise „gar kein Vertrauen“ (ASUG: zehn Prozent). „Die Unternehmen müssen sich zeitnah mit ihren Architekturen auseinandersetzen und Netzwerk-fähig werden“, erläutert Otto Schell, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der DSAG. „RISE with SAP wird diesen Zwang verstärken. SAP muss nun nachweisen, wie der angedachte Ansatz auch in bestehenden Landschaften umgesetzt werden kann. Dann wird auch das Vertrauen zunehmen.“ Jürgen Frisch