SAP Distributed Manufacturing zielt auf digitale Fertigung

Der Standardsoftwerker SAP will den 3D-Druck mit der digitalen Fertigung verknüpfen. Eine in SAP S/4HANA integrierte Lösung vernetzt Teams aus Konstruktion und Einkauf und soll die industrielle Vorfertigung standardisieren.

Unter dem Namen SAP Distributed Manufacturing SAP hat auf der Hannover Masse eine neue, gemeinsam mit Kunden und Dienstleistern entwickelte Lösung vorgestellt, die 3D-Druck zu einem integralen Bestandteil der digitalen Fertigung machen soll. Die Lösung schafft eine Umgebung, in der sich Konstruktions- und Einkaufsteams mit Anbietern von 3D-Druckdienstleistungen vernetzen können, um so die industrielle Vorfertigung und Genehmigungsprozesse zu standardisieren. Das optimiert laut Unternehmensaussage die Konstruktion und integriert Auftragserstellung und Beschaffung.

Durchgängig vom Angebot bis hin zum Vertrag

Als Teil des SAP-Leonardo-Portfolios erlaubt SAP Distributed Manufacturing flexible Prozesse, mit denen Fertigungsunternehmen mit Anbietern von 3D-Druck, Dienstleistern und Materialieferanten sowie OEMs (Original Equipment Manufacturer/Erstausrüster) zusammenarbeiten können − und zwar sowohl in einer offenen als auch einer privaten Umgebung. Durch die Integration mit SAP S/4HANA unterstütze die Lösung den gesamten Prozess vom Angebot bis zum Vertrag. In standardmäßige Beschaffungsobjekte würden damit alle erforderlichen Informationen einfließen, wie Teile per additiver Fertigung herzustellen sind. Die Lösung sei das Ergebnis einer erfolgreichen Erprobung im Rahmen von Early-Access- und Early-Adoption-Phasen mit über 45 Kunden und Dienstleistern, darunter UPS, Stratasys Ltd. und SealedAir.

Fertigungssteuerung und Industrie 4.0

„Mit dem Fortschritt des 3D-Drucks über die Entwicklung von Prototypen hinaus überdenken immer mehr Unternehmen ihre Fertigung und ihre Lieferantennetzwerke“, erklärt Tanja Rückert, Executive Vice President für den Bereich Digital Assets and IoT bei SAP. „Sie möchten die Vorteile einer kosteneffizienten lokalen Produktion, Anpassung und schnellen Lieferung nutzen, um damit den geänderten Kundenerwartungen gerecht zu werden.“ Nach einer erfolgreichen gemeinsamen Entwicklung mit unseren Kunden biete SAP nun eine Lösung, mit der Hersteller in einem Kooperationsnetzwerk auf intelligente Weise Konstruktion, Material, Preise und Beschaffung standardmäßig und erweiterbar steuern sowie Logistikentscheidungen treffen können. Dadurch ließen sich effektivere Industrie-4.0-Strategien umsetzen.“

SAP-Partner wollen die Lieferkette optimieren

Auch neue Partnerschaften mit Jabil und HP Inc gab SAP auf der Hannover Masse bekannt. SAP und HP haben es sich zum Ziel gesetzt, die Lieferkette in Unternehmen zu revolutionieren. Dafür wollen sie die großen wirtschaftlichen Vorteile der 3D-Produktion in großem Stil nutzen und die Markteinführung für Endkunden beschleunigen. Als SAP-Showcase-Partner für den 3D-Druck von Kunststoffteilen in industrieller Qualität plant HP eine Zusammenarbeit, um die Evaluierung und Beschaffung von 3D-Drucktechnik reibungsloser zu gestalten. Dies soll durch die Integration mit Unternehmenssystemen der SAP und dem Partnernetz erreicht werden.

Jabil will mit SAP eine durchgängige digitale Fertigung realisieren, bei der sich Echtzeitinformationen von den Maschinen in der Fertigungshalle abrufen lassen. Mit seinem Fertigungs-Know-how und den IoT- und Fertigungslösungen der SAP könne Jabil einen digitalen Zwilling erstellen, um den gesamten Lebenszyklus eines Teils von der Konstruktion über die Produktion bis hin zum Recycling effektiv zu steuern.

TÜV NORD zertifiziert 3D-Druckdienstleister

Zu den ersten Kooperationspartnern der SAP im Bereich Prüfung und Zertifizierung von 3D-Druckdienstleistern gehört der TÜV NORD. Der technische Dienstleister mit Niederlassungen in mehr als 70 Ländern plant, ISO-9001-Zertifzierungen speziell für die verteilte Fertigung anzubieten. „Für Kunden ist es immens wichtig, dass die gefertigten Komponenten von durchgehend hoher Qualität und damit sicher und zuverlässig in der Verwendung sind“, erläutert Ulf Theike, General Manager bei TÜV NORD Systems. „Nachweislich zuverlässige Prozesse und eine Zertifizierung von vertrauenswürdigen Anbietern geben den Kunden die Sicherheit, die sie brauchen.“ Jürgen Frisch